Neuseeland Teil 2

Muriwai, 09.11. - 12.11.2023

Endlich da

Der Tag der Reise kam – na gut, es ist doch etwas mehr als ein Tag, ich meine mich zu erinnern, dass ich auf dem Hinweg 28 Stunden unterwegs war und auf dem Rückweg 33. Alles lief glatt, es gab keinen Stau auf dem Weg zum Flughafen, keinen Streik, keine Verspätung, beim Umstieg in Singapur lief alles glatt, über Neuseeland gab es diesmal keine starken Winde, so dass ich mich nicht wieder in eine Tüte erbrechen musste (dabei war der Blaubeermuffin, den man uns zuvor im Flugzeug gereicht hatte, wirklich sehr lecker gewesen, schade drum!), ich bekam das gebuchte Fahrzeug und die erste Unterkunft war schön. Halleluja!

Ok, natürlich wurde mein Gepäck am Flughafen wieder durchsucht. Kann man überhaupt nach Neuseeland einreisen, ohne durchsucht zu werden? Ich glaube nicht. Es reicht, Wanderschuhe dabei zu haben. Ich hatte ja auch noch gefährliche pharmazeutische Artikel dabei, nämlich Homöopathie und Nahrungsergänzungsmittel. Mein Koffer war zwar nicht zu schwer, aber halt ziemlich voll, und ich hatte ihn nur sehr mühsam schließen können, und jetzt kam alles durcheinander und ich bekam ihn fast nicht mehr zu.

Ach ja, am Flughafen in Neuseeland angekommen, kaufte ich direkt eine SIM-Karte, noch bevor ich das Gebäude verlassen hatte. Ich hatte keine Lust, draußen herumzusuchen. Die neue Karte wurde von den beiden asiatischen Mädels, die dort verkauften, gleich eingelegt, wir testeten, alles funktionierte. Erstaunlicherweise ging Whatsapp immer noch, was ich nicht verstand, aber gut fand. Kontakte hatte ich auf dem Telefon, damals noch auf meinem alten Smartphone. Ich war gerüstet!

Oben: ein Knipsbild vom Strand von Muriwai. Die anderen beiden Fotos zeigen die Mercer Bay.

Nach einer so langen Reise fahre ich keine langen Strecken, außerdem muss sich das Hirn auch wieder umgewöhnen auf Linksverkehr. Nach mehreren Reisen in Linksverkehrländern klappt das mittlerweile recht gut (tatsächlich hatte ich nach meiner Rückkehr aus Neuseeland Schwierigkeiten, mich wieder an den Rechtsverkehr zu gewöhnen, und gelegentlich habe ich noch einen kleinen Blackout und weiß nicht mehr, auf welcher Seite ich fahren muss…).

Mein erster Aufenthaltsort war Muriwai, nicht weit weg von Auckland. Ich hatte eine schöne Ferienwohnung, ein kleines Häuschen auf dem großen Grundstück meiner Vermieterin. Ganz in der Nähe gab es einen schönen Strand, und Kauribäume gab es hier im Norden auch. Alles noch weiter nördlich, die ganze wunderschöne Nordspitze, hatte leider meinen Kürzungen zum Opfer fallen müssen. Und man glaubt gar nicht, wie lang diese scheinbar kleine Nordspitze ist. Nur eine Höhle mit Glühwürmchen hatte als einziges die Kürzungen überstanden, auch wenn sie ein gutes Stück entfernt war. Das schien etwas Besonderes zu sein. Doch daraus wurde nichts.

Der erste Abend führte mich nur noch an den Strand. Vom Novemberfeeling direkt ins Sommerfeeling hinein. Sonne, Strand, Meer, blauer Himmel, Surfer. Ich war wieder da!

10.11.2023

Für diesen Tag hatte ich mir eine Wanderung vorgenommen, um die Kauribäume zu sehen. Leider endete meine Wanderung, bevor sie begann. Mit einem Schild, dass der Weg gesperrt war. Ein pilzartiger Krankheitserreger namens Kauri dieback hatte sich nämlich ausgebreitet und raffte die hier im Norden noch zahlreichen Kauribäume dahin. Zuhause hatte ich davon nichts mitbekommen. Jetzt stellte ich fest, dass sehr viele Wanderwege in dieser Gegend deswegen gesperrt waren, darunter auch der zu einem Wasserfall, den ich mir hatte anschauen wollen. Nun fand ich im Internet auf der offiziellen Seite auch die diversen Hinweise auf Wegsperrungen. Da hätte ich mal vorher schauen sollen, aber wer kommt denn auf so eine Idee?

Letztendlich fand ich einen schönen Küstenweg, den Mercer Bay Loop Walk, der nicht gesperrt war. Er bot herrliche Aussichten auf die Landschaft, endlose Sandstrände und das Meer. Schon auf dem Rückweg, bemerkte ich eine Maorifruchttaube über mir im Baum. Mit meinem 24 – 70 mm war ich dafür zwar nicht optimal ausgerüstet, aber es ging mir ja nur um ein Erinnerungsfoto. Zwei Bilder machte ich - dann ließ sich das Objektiv auf einmal nicht mehr weiter als bis 33 mm ausziehen. Oh Schreck! Das kannte ich bereits! Das hatte es nämlich schon mal gehabt! Vor zwei Jahren, an einem See im Allgäu. Und daher wusste ich, dass „es“, das Problem, nicht einfach wieder weggehen würde, vielleicht mit ein bisschen Rütteln oder so. Nein. Das blieb jetzt so, bis das Objektiv repariert war, neuer Tubus, neue Seriennummer und dergleichen. Und das am ersten Tag meiner Reise! Genau das Objektiv, mit dem ich den Großteil meiner Fotos machte! Das war schlichtweg eine Katastrophe! Ja natürlich, Katastrophe ist relativ. Wer nicht weiß, was er am nächsten Tag essen soll, der kann sich nur an den Kopf greifen bei so einem Problem. Aber ich wusste ja, was ich am nächsten Tag essen würde bzw. dass ich mir auf jeden Fall etwas zu essen leisten konnte und zum jetzigen Zeitpunkt nichts dagegen sprach, dass ich auch etwas finden würde.

Was sollte ich jetzt machen?

Sollte ich nun den ganzen Urlaub nur mit Weitwinkel und Teleobjektiv fotografieren?

Oben: Weiter Blick auf Karekare Beach und Whararuro Bay, Karekare Beach mit dem Felsen The Watchman und das besagte Taubenbild. Die Taube ist ganz klein in der Mitte. Ich sag doch, ein Erinnerungsbild.

Erstmal ging ich meine Tour zu Ende und besichtigte auch den Karekare-Wasserfall und die Karekare Beach. Ich wusste ja eh noch nicht, was ich machen sollte, und ich wollte etwas sehen hier. Vielleicht würde es ja gehen mit den mir zur Verfügung stehenden Brennweiten? ( - Es ging natürlich nicht.)

Abends fotografierte ich am wunderbaren Strand von Piha mit dem Lion Rock, der durchaus gewisse Ähnlichkeiten mit einem liegenden Löwen hat. Wenn man ein bisschen Fantasie hat.

Zwischendurch und danach ging es darum, was ich mit meinem Objektiv machen würde. Das gestaltete sich nicht so einfach, denn in meiner Ferienwohnung hatte ich fast kein Netz, und WLAN gab es auch nicht. Jede Suche dauerte ewig, und oft kam kein Ergebnis. Abends telefonierte ich mit Sigma Deutschland, wo der Arbeitstag gerade erst angefangen hatte. Die Mitarbeiterin war sehr freundlich. Es gab eine Vertretung für Sigma in Auckland, und sie gab mir die Adresse. Jedoch – es war Freitagabend, und am Sonntag würde ich weiterfahren. Erstens müsste der Laden morgen am Samstag offen sein, zweitens müssten sie mir das Objektiv nachschicken, auch wenn ich drittens nicht wusste, wo ich dann sein würde. Diese Option erledigte sich, da der Laden samstags geschlossen war, wie ich später feststellte.

Die zweite Option war, ein gebrauchtes Objektiv zu kaufen. Jetzt wollte ich nicht irgendein Objektiv. Bei meinem wusste ich, was es konnte. Da ich in meiner Ferienwohnung mangels Netz nicht weiterkam, setzte ich mich ins Auto und fuhr so weit, dass ich einigermaßen Empfang hatte. Da parkte ich am Straßenrand, saß im Dunkeln im Auto und tippte auf dem Smartphone herum. Ich fand online ein gebrauchtes Sony-Objektiv. Der Laden war in Auckland. Ich wollte mir nichts schicken lassen, das war mir zu unsicher mit meiner ständigen Umzieherei. Ich suchte mir zwei, drei Fotogeschäfte in Auckland heraus und beschloss, am nächsten Tag hinzufahren.

Die Höhle mit den Glühwürmchen war damit erledigt.

Ein Objektiv zu leihen war eine Option, die ich gleich wieder verwarf. Für sieben Wochen war das verdammt teuer, und am Ende hatte man nur Kosten und musste es wieder zurückgeben.

Oben: Piha Beach mit dem Lion Rock.

11.11.2023

Ich war eigentlich sehr froh gewesen, nach meiner Ankunft relativ schnell aus Auckland draußen gewesen zu sein, denn ich fahre nicht gern in fremden Städten, auch nicht mit Navi. Wie ich das früher gemacht habe, ohne Navi, weiß ich nicht mehr, ich weiß nur, dass ich mich oft verfahren habe. Ich mag auch keine Städte. Jetzt war ich aber doch froh, dass Auckland noch so nah war. Ich suchte das Fotogeschäft auf, das das Sony Objektiv zu verkaufen hatte, musste aber erfahren, dass man das Objektiv nicht in dieser Filiale habe.

Am Montag könnte es da sein.

Am Montag würde ich weg sein.

Man bot mir ein neues Tamron an, dass man im Laden hatte. Ich beschloss, es erst noch im anderen Geschäft zu versuchen. Auch dort war kein gebrauchtes Objektiv, das meinen Wünschen entsprochen hätte, verfügbar. Doch man hatte mein Sigma 24-70 mm.

Ich ging kurz in mich. Mein Objektiv noch einmal kaufen, neu, statt einem anderen gebrauchten? Es war ja nicht gerade billig. War das nicht bekloppt? Aber „Da weiß man, was man hat“. Das Tamron war deutlich billiger, aber ich wusste nicht, ob es so gut wie mein Sigma war und worauf ich beim Fotografieren evt. achten musste. Schließlich fiel mir ein, dass ich das Objektiv zuhause ja wieder verkaufen könnte. Dann hätte ich nur wenige hundert Euro Extrakosten gehabt. Ich kam zu dem Schluss, dass das die beste Lösung war und fragte mich, warum ich da nicht gleich darauf gekommen war.

Wenig später fuhr ich froh mit meinem neuen Objektiv zurück in meine Ferienwohnung.

Am Strand von Muriwai gab es eine Kolonie von Basstölpeln auf einem vorgelagerten Felsen. Ein Wanderweg führte direkt zur Kolonie. Die wollte ich mir anschauen. Wenn sich eine Gelegenheit ergibt, fotografiere ich auch mal Vögel, wenn sie nah genug für mein Objektiv sind. Jedoch – auch dieser Weg war gesperrt. Nicht wegen Kauri dieback, sondern weil er unpassierbar war, infolge der schweren Regenfälle und Unwetter, die vor allem der Norden Neuseelands Anfang 2023 erlebt hatte. Auf meiner Reise sollten mir noch öfter Sperrungen begegnen, aufgrund der Regenfälle oder aus anderen Gründen, und manche davon waren richtig ärgerlich.

Oben: Te Henga/Bethells Beach

Wald schied also aus, Basstölpel auch, und so fuhr ich wieder an einen Strand, mit meinem neuen Objektiv. Ach, es war so schön, ein funktionierendes Objektiv zu haben! Ich hatte mich für den Strand Te Henga entschieden, auch Bethells Beach genannt. Obwohl es hinten zwei l hat, betont man die erste Silbe, wie ich lernte. Jedenfalls ein weiterer wunderschöner Strand in Neuseeland. Ich versuchte mich wie am Vortag wieder an ICM-Fotografie, aber das ist gar nicht so leicht, und so produzierte ich viel Datenmüll.

Am nächsten Morgen packte ich meine Sachen und führte noch eine angeregte Unterhaltung mit meiner netten Gastgeberin. Ich erzählte ihr, dass eine winzige Eidechse in die Wohnung und unter die Küchenschränke gelaufen war, damit sie sie wieder hinausließe, aber das war nichts Neues, wie ich erfuhr. Ich hatte schon Kaninchen im Hof gesehen, die dort, wie sie mir erzählte, auch unbekümmert spielten. Wegen der Kaninchen baute sie ihr Gemüse in Hochbeeten an. Ich erfuhr noch einiges über die Unwetter. Meine Gastgeberin hatte großes Glück gehabt, manch anderes Anwesen hatte es schwer getroffen. Dann setzte ich mich ins Auto und machte mich auf den Weg nach Ferry Landing auf der Halbinsel Coromandel.







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