Neuseeland Teil 3
Ferry Landing, Coromandel, 12.11. - 16.11.2023
12.11.2023
Der Weg nach Ferry Landing auf der Halbinsel Coromandel im Nordosten war lang. Er hätte nicht so lang sein müssen, wie ich später erfuhr, jedoch war die Straße, die die kürzeste Verbindung war, noch immer gesperrt – ebenfalls eine noch nicht beseitigte Folge der Unwetter.
Auf Coromandel gab es viel zu sehen, doch auch hier waren die Entfernungen und Fahrzeiten beachtlich, weswegen ich meine Wunschliste wiederum hatte zusammenstreichen müssen. Am wichtigsten war mir hier die berühmte Cathedral Cove. Dort wollte ich unbedingt fotografieren! Vielleicht hatte ich Glück mit dem Wetter und bekam schönes Licht?
Da ich in Hahei selbst, dem besten Ausgangspunkt für die Cathedral Cove, nichts Passendes gefunden hatte (zumindest nicht innerhalb meines Preisrahmens), hatte ich mich in Ferry Landing eingebucht. Hier hatte ich eine wunderschöne, moderne Ferienwohnung mit einer Glasfront im Wohnzimmer und wiederum sehr nette Gastgeber, und Hahei war nur eine Viertelstunde entfernt. Mein Auto konnte ich auf dem Rasen vor der Wohnung parken, und der Strand von Ferry Landing war keine zweihundert Meter entfernt.
Oben: Shakespeare Cliff, neuseeländische Weihnachtsbäume am Strand von Ferry Landing und Meereswellen im Abendlicht
13.11.2023
Der nächste Morgen führte mich zum Sonnenaufgang in die Te Karo Bay und die Otara Bay. Das waren Ziele, die ich ohne vorherige Besichtigung fotografieren konnte. Ich war dann aber von meinen Fotos nicht so begeistert und dachte mir, dass sich das frühe Aufstehen nicht unbedingt gelohnt hatte.
Wieder im Bereich Ferry Landing, sah ich mir Shakespeare Cliff aus der Nähe an und entdeckte die zauberhafte Lonely Bay, eine richtige kleine Paradiesbucht. Danach schaute ich mir noch Hot Water Beach an. Hier ist der Strand in einem Bereich sehr warm bis kochend heiß, und Leute liegen in selbst gegrabenen Löchern im warmen Wasser. Ich beschloss, mich am nächsten Tag auch in so ein Loch zu legen. Sowas muss einfach sein, wenn man hier ist!
Ich weiß nicht mehr, wann ich erfuhr, dass der Weg zur Cathedral Cove gesperrt war. Noch am Anreisetag oder am folgenden? Ich glaube, ich wollte mich über den Weg dorthin schlau machen und musste im Internet feststellen, dass der Weg gesperrt war – wiederum aufgrund der schon erwähnten Unwetterschäden, die ein dreiviertel Jahr zurücklagen. Ich konnte es kaum glauben und war sehr enttäuscht. Cathedral Cove, deswegen hatte ich überhaupt Coromandel in meinen Reiseplan mit aufgenommen, und jetzt konnte ich nicht hin!
Immerhin fand ich dann heraus, dass es Bootstouren gab, die auch an der Cathedral Cove vorbeiführten. Und so buchte ich für den nächsten Tag eine Bootstour um die Küste von Hahei herum. Jetzt aber packte ich erstmal Bikini und Handtuch ein und fuhr zur Hot Water Beach. Auch einen kleinen Spaten hatte ich dabei. Den gab es in meiner Ferienwohnung extra dafür, um sich in der Hot Water Beach eine Badewanne zu graben.
Oben: Te Karo Bay, Cooks Beach (vorne mit der kleinen Lonely Bay) und der Strand von Hahei
Grundsätzlich bin ich kein Freund von Massenevents, wobei, so schlimm war es natürlich nicht. Der „heiße Teil“ ist nicht sehr groß. Ich würde sagen, so zwischen 30 und 50 Leute verteilten sich in ihren Löchern. Ich suchte mir ein Plätzchen, wo gerade jemand sein Loch verlassen hatte. Das war richtig warm! Als ich zwischendurch ein bisschen herumlief, stellte ich fest, dass man sich an manchen Stellen durchaus die Füße verbrennen konnte. Auch in meiner Wanne musste ich aufpassen, da es an einer Stelle ziemlich heiß hereinlief. Auf jeden Fall ein Erlebnis. Ich kann gar nicht mehr sagen, ob ich noch geschwommen bin. Ich war auf jeden Fall im Meer, um den Sand abzuwaschen, und es war doch erheblich kühler als die kleine Sandbadewanne.
Dann knipste ich noch ein bisschen am Strand von Hahei und am Hausstrand von Ferry Landing, mit Blick auf das Shakespeare Cliff.
14.11.2023
Am nächsten Tag wollte ich zunächst den Sonnenaufgang am Strand von Hahei fotografieren. Ich war wohl wieder etwas spät dran – das passiert mir leider häufig –, und schon beim Losfahren verfärbte sich der Himmel ganz fantastisch. Kurz entschlossen – was man hat, hat man – legte ich einen Stopp beim Shakespeare Cliff ein, wo man fast ganz hoch fahren und dann von einem Aussichtspunkt aus Cooks Beach auf der anderen Seite des Cliffs sehen kann, mit der kleinen Lonely Bay im Vordergrund. Das war eine gute Idee, die Bucht machte sich hervorragend als Sonnenaufgangsmotiv, und die Farben waren fantastisch. Dann fuhr ich zügig weiter nach Hahei. Es war eine dieser klassischen Fahrten, wo es einem unter den Nägeln brennt und man es kaum erwarten kann, anzukommen. Ich wagte kaum zu hoffen, dass der Sonnenaufgang so lange halten würde – aber er tat es! Auch am Strand von Hahei konnte ich noch gute Fotos machen, wenngleich die Wolken hier nicht mehr so schön waren. Ich freute mich. Ich traf eine andere Fotografin, die ebenfalls ganz begeistert war, und wechselte ein paar Worte mit ihr.
Oben: Nochmal Hahei Beach bei Sonnenaufgang, und die Stingray Bay
Dann ging es nochmal zurück in die Ferienwohnung, frühstücken, und dann gleich wieder zurück nach Hahei zu meiner Bootstour, auf der ich nun endlich die Cathedral Cove sehen würde!
Wir fuhren mit einem kleinen Schlauchboot erst den Teil rechts von Hahei ab, wo wir in eine Höhle fuhren, in der es hellblaue Fische gab. Blue nochwas, leider verstehe ich auf meinem Filmchen, das ich gemacht habe, den Namen nicht, und natürlich kann ich mich auch nicht mehr erinnern. Wir sahen einen Pinguin im Wasser, leider ziemlich weit weg, und bekamen einiges erklärt. Schließlich kamen wir auch auf die andere Seite von Hahei und zur Cathedral Cove. Wir fuhren ganz dicht an die Cove, es war nämlich gerade Flut, und das Wasser reichte bis in die Cove. Ich bedauerte doch sehr, dass das jetzt alles war und ich die großartigen stimmungsvollen Fotos, die ich in Gedanken bereits gemacht hatte, nicht verwirklichen konnte, aber ich freute mich auch, dass ich die Cove jetzt endlich selbst sehen konnte. Unser Guide zeigte uns einige Stellen, an denen Bäume und Felsen herabgestürzt waren, und die weggebrochene Treppe, die von oben zum Strand geführt hatte. Wir fuhren noch an der Stingray Beach und der Gemstone Beach vorbei, und dann ging es wieder zurück. Das Wetter war nicht so großartig, es war ziemlich bewölkt, aber ich war ohnehin nicht davon ausgegangen, dass ich auf der Bootsfahrt irgendwelche spektakulären Fotos machen würde.
Ich stellte fest, dass es auch Bootsfahrten gab, die einen an der Cathedral Cove absetzten und später wieder abholten, und so buchte ich für den Folgetag so eine Tour. Hätte ich das vorher schon gesehen, hätte ich mir die erste Tour vermutlich gespart, das sind ja alles keine Schnäppchen. Aber die Bootsfahrt war doch sehr schön gewesen, und ich würde vielleicht nie wieder nach Neuseeland kommen, also dachte ich mir, was solls!
Schließlich – ich weiß gar nicht wie - kam ich auf die Idee, den gesperrten Cathedral Cove Track doch mal ein Stück weit zu gehen. Es gab ja nicht nur die Cathedral Cove, sondern auch die schon erwähnten Gemstone Bay und Stingray Bay. Ich wollte einfach mal schauen, wie weit ich kommen würde. Ich parkte mein Fahrzeug am Parkplatz in der Grange Road. Es gibt dort einen Aussichtspunkt. Und dann lief ich todesmutig den eigentlich gesperrten Track entlang. Und stellte im Übrigen fest, dass ich nicht die Einzige war. Es dauerte nicht lange, und der Weg wurde durch einen oder mehrere Bäume versperrt, das war nicht genau zu erkennen, jedenfalls war dichtes Astwerk buchstäblich im Weg. Während ich zuhause niemals auf die Idee gekommen wäre, da durchzugehen – es hätte ja irgendwo eine Spinne sein können – nahm ich auf einmal einen Revoluzzer-Anteil in mir wahr. „Mal schauen, ob wir da nicht durchkommen!“, sagte er grimmig. Und so schaute ich mal, stieg über Äste drüber oder darunter durch – es handelte sich um ein Stück von vielleicht 10 m Länge – und konnte das Hindernis schließlich hinter mir lassen. Kurz darauf lagen noch einmal einige Baumstämme quer, bei denen man aber problemlos darunter durch oder darüber hinweg steigen konnte, und der Rest des Weges war frei! Ich fragte mich, warum man diese wenigen Hindernisse nicht wegräumte, bei einem touristisch so wichtigen Weg, das wäre doch in ein paar Tagen erledigt. Später erfuhr ich von meiner Gastgeberin, dass ein Teil des Weges in Privatbesitz war und es offenbar Unstimmigkeiten gab, wer für die Beseitigung der Bäume auf dem privaten Teil verantwortlich war.
Oben: Unterwegs auf dem Cathedral Cove Track
Jedenfalls konnte ich nun weitergehen. Zur Gemstone Bay konnte nicht nicht hinabsteigen, auch hier war das letzte Stück der Treppe zerstört. Stingray Bay konnte ich jedoch besichtigen, und ich war ganz alleine dort. Schön war es! Nun konnte ich doch noch etwas sehen von hier! Ich ging weiter auf dem Weg. Das Stück zur Cathedral Cove war buchstäblich abgeriegelt, da sah ich kein Durchkommen, aber das machte nichts, ich wusste ohnehin, dass ich nicht zum Strand hinunterkommen würde. So ging ich den Weg noch weiter bis zum McHands Bay Lookout und dann wieder zurück. Auf dem Rückweg ging ich etwas anders und kam durch eines dieser unglaublichen Waldgebiete in Neuseeland, die einfach aussehen wie Märchenwälder. Auf dem weiteren Weg kamen mir immer wieder Leute entgegen, und ich fragte mich, ob die auch alle durch das Geäst gekrochen waren oder ob sie vielleicht einen anderen Weg gefunden hatten.
Wenn ich so meine Fotos anschaue, dann wundere ich mich manchmal, was ich alles an einem Tag gemacht habe. So auch an diesem Tag. Denn ich fuhr am Nachmittag tatsächlich noch Richtung Otama-Beach. Das sind alles ziemlich weite Wege. Ferry Landing liegt nämlich an einem Meeresarm, oder wie immer man das nennt. Gäbe es eine Autofähre auf die andere Seite nach Whitianga, so wäre das eine feine Sache. Aber es gibt nur eine Personenfähre, und so musste ich einen sehr weiten Bogen fahren.
Ich habe dunkel in Erinnerung, dass ich mir erst noch einen anderen Strand anschaute, aber wenn ich keine Fotos mache, dann verschwinden solche Erinnerungen erstaunlich schnell. Gut, dass ich das Verbliebene jetzt aufschreibe. Die Straße zur Otama Beach war zumindest teilweise ungeteert. Ich erinnere mich schwach, dass da eine Baustelle war und eine sehr schlechte Straße und dass ich etwas unentspannt war. Otama Beach war wieder ein endlos langer Sandstrand, und es fing tatsächlich an zu regnen, als ich dort war. Aber nicht lange, und dann gab es einen wunderschönen Regenbogen. Für den Sonnenuntergang hatte ich ein paar nette Felsen, einen bewölkten Himmel mit ein bisschen Farbe und ein blaues Meer mit ein paar Wellen. Ich freute mich! Die Fotos gefielen mir sehr gut. Und dann wieder die Straße zurück und eine Stunde nach Ferry Landing tuckern.
Oben: Otama Beach
15.11.2023
Am nächsten Tag fuhr ich zum Sonnenaufgang an die Hot Water Beach, aber nicht zu dem Teil mit dem heißen Wasser, sondern ich hatte an der Straße einen schönen Aussichtspunkt entdeckt, und danach ging ich noch runter an den Strand.
Später hatte ich meine zweite Bootstour, mit Ziel Cathedral Cove. Das Boot brachte mich und ein paar andere hinaus, wir stiegen aus dem Boot, und dann war ich da! Ich persönlich selber lief durch diese Höhle, ich lief über diesen Strand! Gut, eigentlich hatte der Bootsführer gesagt, dass man nicht durch die Höhle gehen sollte, weil es immer noch Bedenken gab, dass irgendwo was herunterfallen könnte. Aber das war zuviel verlangt! „Die Höhle sieht gut aus“, sagte der Revoluzzer-Anteil, „da wird jetzt nichts herunterfallen, wenn ich mal kurz durchlaufe, basta!“ Auch nicht, wenn ich öfter durchlief. Ich baute auch ganz vertrauensvoll meine Kamera mit Stativ in der Höhle auf. Und nichts fiel herunter. Im Übrigen liefen alle anderen auch durch die Höhle.
Ich besah mir auch die Stelle, wo der Weg normalerweise herunterführte. Die Treppe war weg, das waren ein paar Meter steile Felsen, und es war klar, dass ich da weder rauf noch runter gekommen wäre. Nichts desto trotz beobachtete ich später ein Paar, das entweder hoch- oder runterkletterte, ich konnte es nicht sagen und wusste auch nicht, woher sie kamen. Doch selbst zu zweit wäre mir das zu gefährlich gewesen.
Auch bei dieser Tour war das Wetter nicht wie gewünscht, es war überwiegend bewölkt, zumindest da, wo die Sonne war. Da, wo sie nicht war, über dem Meer, waren kaum Wolken. Das war eine ungünstige Lichtverteilung zum Fotografieren, denn wenn ich schon keine stimmungsvollen Fotos hier machen konnte, hätte ich doch wenigstens gerne ein paar ansprechende Touristenfotos gemacht. Immerhin, gegen Ende kam die Sonne noch durch.
Ein Gutes hatte die Sperrung des Tracks aber auch: Es wären sonst sicherlich wesentlich mehr Menschen hier am Strand gewesen.
Oben: 2x Hot Water Beach, ich persönlich selber in der Cathedral Cove (die anderen habe ich wegretuschiert), und einer der Felsen bei der Cathedral Cove
An diesem Tag machte ich auch Nachtaufnahmen am Strand von Hahei. Ich hatte nämlich gelesen, dass es hier das Meeresleuchten geben soll, von dem ich bis dahin noch nie gehört hatte. Es handelt sich um Mikroorganismen, die nach einem Berührungsreiz Lichtsignale senden. Wenn die Organismen von den Wellen an den Strand gespült werden, leuchten sie also, ähnlich wie Glühwürmchen. Und tatsächlich, als es dunkel wurde, konnte ich immer mehr leuchtende Punkte am Strand erkennen! Fotografisch war das Ganze nicht so einfach festzuhalten, es entstanden eher dokumentarische Erinnerungsaufnahmen. Es war ja nicht so, dass der Strand erleuchtet gewesen wäre, dafür leuchteten die kleinen Viecher nicht genug. Es war auf jeden Fall ein Erlebnis!
Ich hatte auch einen fantastischen Sternenhimmel, und der Felsen oder auch Hügel, der den Strand von Hahei rechts wunderbar einrahmt, diente als Motiv. Obwohl ich meine Aufnahmen auf Schärfe kontrollierte, entging mir leider, dass meine Sterne Spuren zogen, da meine Belichtungszeit für die eingestellte Brennweite zu lang war. Die verrauschten Felsen fotografierte ich am folgenden Abend noch einmal. Aber leider gab es da keinen Sternenhimmel wie an diesem Abend.
Oben: Meeresleuchten und Sternenhimmel
16.11.2023
An diesem letzten Tag besichtigte ich nichts Neues. Stattdessen ging ich mal shoppen. Dazu lief ich zum Fährhafen, tuckerte mit der Fähre nach Whitianga hinüber, lief ein bisschen durch die Einkaufsmeile und genehmigte mir einen Mittagssnack. Ich glaube, außer meinem üblichen Kühlschrankmagneten habe ich nichts gekauft. Ich bin mir nicht mehr sicher, aber ich glaube, ich habe mir eines dieser gefüllten Teigteile geholt, das mit irgendwas Vegetarischem gefüllt war. Die Verkäuferin meinte, es wäre großartig, aber es schmeckte mir nicht besonders. Nun denn. Jedenfalls war es nett, mal wieder in ein paar Geschäften zu stöbern.
Und morgen würde es weitergehen zum Tongariro Nationalpark.
Unten: am Strand von Hahei